Die Macht der Fragen, Werte und Emotionen: Ein Blick auf die Resilienz in Zeiten des Krieges
Die Frage, die ich mir im Leben stelle, wäre, was will ich in meinem Leben erreichen und welche Erbe will ich hinter mir lassen? Ich finde hier M. Ghandhi eine große Inspiration:
“Be the change you want to see in the world“
So kam ich für mich zur Idee, dass ich hinter mir ein System hinterlassen will. Ein System, das den Menschen dienen wird, und eine friedlichere Zukunft gewährleistet. Erwähnenswert ist es auch, dass ich glaube, dass jeder seine Berufung hat. Und mit der Überzeugung, dass die Schaffung eines solchen Systems meine Berufung ist, wusste ich, ich muss nur die Fragen stellen. Und mein Gehirn, und Schicksal werden mir den Pfad zeigen.
In meinem Leben generell beschäftige ich mich mit der Aufklärungsarbeit von Gefahren der autoritären Staaten für Demokratien. Und als Ukrainerin verstehe ich, dass der russische Krieg gegen die Ukraine ein Ideologiekrieg der autoritären Staaten gegen Demokratien ist. Ich habe lange nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner gesucht, der ausschlaggebend für einen sicheren Verlauf für Demokratien während solcher Kriege ist.
Warum ist das ein Ideologiekrieg? - hoffentlich fragen Sie sich.
Politisches System hat maßgebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft, da es die Regel für den Alltag bestimmt. Zum Beispiel hat die UdSSR mit ihrer kommunistischen totalitären Partei die Bevölkerung über 50 Jahre unterdrückt: es gab Zensur sowie strenge Regeln. Im Fall ihrer Verletzung verschwindet man oder wird nach Sibirien geschickt. Als Ergebnis, obwohl das totalitäre System weg ist, gibt es eine Reihe von psychologischen Auswirkungen, u.a. eine unterdrückte, gehorsame Gesellschaft. Heute ist Russland der Nachfolger der UdSSR, jedoch nicht nur de jure, sondern auch in Bezug auf Identität und seine Kultur. Die Werte Russlands unterscheiden sich nicht viel von den verdorbenen der UdSSR, wo es hauptsächlich um das Wohlergehen der Elite ging, und um in der Macht zu bleiben, komme was wolle. Russland erobert die ukrainischen Gebiete mit Blut, nach der Okkupation enteignet das Eigentum, siedelt eigene Bevölkerung um. Ein Menschenleben ist dort wenig wert, es ist die willkürliche Macht der Regierung.
Im Gegensatz dazu steht Europa. Unter Europa meine ich Staaten, die sich mit den Werten Europas identifizieren. Europa als Friedenssicherungsprojekt hat die Menschenwürde und ihre Rechte im Fokus. Daraus sind weitere Werte und Konstrukte der Staaten abgeleitet. Es geht einem Menschen anders in Russland als beispielsweise in Österreich. Und der primäre Grund dafür ist der Unterschied der grundlegenden Werte dieser Systeme, die sich weiter auf die wirtschaftliche, soziale und politische Gestaltung eines Staates auswirken. Und bei diesem Ideologiekrieg handelt es darum, welche Welt bzw. welche Werte am Ende des Tages in der Welt herrschen?
Hinter allen Entscheidungen stehen Menschen. Jede Entscheidung untermauert Werte. Wenn es einen Ideologiekrieg gibt, wie können wir ihn langfristig führen, ohne genug Achtung in der Gesellschaft für die Werte zu geben? Wie können wir qualitative Entscheidungen für unsere Demokratie treffen? Warum hat keiner der Befragten in der Umfrage, was eine Demokratie ist, die Sicherheit als einen ihrer Bestandteile genannt?
Lasst uns jetzt herauszoomen und auf eine individuelle Ebene gehen, wo alles beginnt. Wie oft bleiben Menschen stehen, um darüber nachzudenken, „wer sie sind?“ oder „Was sind ihre Werte?“ Ein eigenes Leben zu führen kann manchmal sehr anstrengend sein. Angesichts der Notwendigkeit und Effektivität, 'anzuhalten', um dem Leben nicht unbemerkt vorbeizugehen, sehe ich, wie schwierig es ist, der Gewohnheit des Autopiloten zu widerstehen.
Meine Mutter ist Psychologin. Sie hat oft die Bedeutung der Definition von Begriffen betont, da wir alle unter einem Wort etwas anderes verstehen können. Im Kontext von 'Haltestellen' gibt es für mich zwei wichtige Konzepte: Bewusstsein bedeutet für mich die Fähigkeit, 'hier und jetzt' zu sein. Es ist eine faszinierende Reise der Selbsterkenntnis und Weltwahrnehmung. Die Fähigkeit, Fragen zu beantworten: Wer bin ich? Wohin gehe ich? Wie gehe ich diesen Weg? Warum mache ich das? Ich sehe das als 'sich im Raum spüren'. Autopilot ist, wenn du von einer Lawine schmutziger Wäsche überrollt wirst. Wenn du dich in die Fragen und Probleme des Alltags vertiefst. Im Autopilot-Modus fehlt es an kritischem Denken, stattdessen tritt primitives Reagieren auf. Zum Beispiel untergräbt jemand mein Selbstvertrauen, indem er seine Unsicherheiten projiziert und sagt, dass ich scheitern werde. Im bewussten Zustand verstehe ich, dass Menschen Unterstützung und Ermutigung ihres Selbstvertrauens brauchen. Im Autopilot-Modus wird alle Information für bare Münze genommen. Dann brauchen wir unbedingt beide Unterstützung und Ermutigung unseres Selbstvertrauens.
So kam ich zu meiner Erkenntnis, dass der Beginn von allem in den Werten liegt, das als Leitprinzip für unser Verhalten gilt. Und diese Werte sind ein integraler Bestandteil unserer Emotionalen Intelligenz.
In meiner Wahrnehmung ist die Emotionale Intelligenz die Fähigkeit einer Person, Emotionen zu erkennen, zu verstehen, zu regulieren und angemessen darauf zu reagieren, sowohl bei sich selbst als auch bei anderen. Es geht darum, Emotionen zu identifizieren, zu benennen und zu verstehen, wie sie das Verhalten beeinflussen können. Es beinhaltet Aspekte wie Selbstbewusstsein, Selbstregulierung, Empathie und soziale Fähigkeiten. Werte sind ein wichtiger Teil der emotionalen Intelligenz, da sie das Verhalten und die Reaktionen einer Person auf emotionale Situationen stark beeinflussen können.
Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Menschen einander verstehen und die Emotionen anderer wahrnehmen können. So kam ich zur Erkenntnis, dass der kleinste gemeinsame Nenner starke positive Werte und emotionale Intelligenz sind.
Starke positive Werte und emotionale Intelligenz spielen im Kontext eines hybriden Krieges eine entscheidende Rolle, indem sie dazu beitragen, eine widerstandsfähigere und stabilere Gesellschaft zu schaffen. Menschen, die von positiven Werten wie Solidarität, Zusammenhalt und gegenseitigem Respekt geleitet werden, sind oft weniger anfällig für Manipulation und Desinformation, was die Resilienz der Gesellschaft gegen hybride Kriegstaktiken stärken kann. Darüber hinaus fördert eine Gesellschaft, die von starken sozialen Bindungen und einem Gefühl der Verbundenheit geprägt ist, die soziale Kohäsion und kann widerstandsfähiger gegen Spaltungsversuche sein.
- Überlegungen von Anna Pattermann
Die Förderung von Fähigkeiten wie Empathie, Kommunikation und Konfliktlösung kann dazu beitragen, Spannungen zu reduzieren und Konflikte friedlich zu lösen, was wiederum zur Stabilität und Sicherheit der Gesellschaft beiträgt. Eine weitere wichtige Rolle spielt der Schutz der psychischen Gesundheit der Bevölkerung. Menschen mit hoher emotionaler Intelligenz sind besser in der Lage, mit Stress, Angst und Trauma umzugehen und gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Die Förderung von Werten wie Selbstfürsorge, Mitgefühl und Unterstützung kann dazu beitragen, die psychische Gesundheit der Bevölkerung zu schützen und zu stärken. Insgesamt können starke positive Werte und emotionale Intelligenz dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit einer Gesellschaft gegen hybride Kriegstaktiken zu stärken und sie besser auf die Herausforderungen des modernen Konflikts vorzubereiten. Durch die Förderung von zwischenmenschlichen Beziehungen, konstruktiven Konfliktlösungen und dem Schutz der psychischen Gesundheit kann eine Gesellschaft widerstandsfähiger, stabiler und sicherer werden.
30. März 2024